Bild für Interview mit Holocaust-Überlebender Margot Friedländer

Interview mit Holocaust-Überlebender Margot Friedländer

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer über die Anfänge ihrer Verfolgung, ihren Aufenthalt in Theresienstadt, das Ende ihrer Gefangenschaft und ihr Appell an die Menschen.

4 Min. | 04.04.2022

Bei Verwendung immer nennen

ZDF/TerraX/Leonie Schöler/Julia Geiß/Michael Fandel/Benjamin Leng/Margot Friedländer Zeitzeugin/Maximilian Mohr

Textfassung

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erinnert sich. Die Anfänge ihrer Verfolgung Mein Vater hat bis 1938 immer geglaubt, es wird sich nicht halten. Es wird anders passieren. Man darf nicht vergessen: Er war sehr deutsch, hat im Ersten Weltkrieg einen Bruder verloren für Deutschland. Er war selbst hoch ausgezeichnet, hat das Eiserne Kreuz gehabt. Mutti hat es sehr versucht … Sie wollte sich für Amerika registrieren, aber als die Tante uns Papiere geschickt hat aus Brasilien und sie zum Konsulat gegangen ist, hat man die Papiere angeguckt und hat zu ihr gesagt: Ihre Schwester ist an einen Schwindler gekommen. Das sind keine echten Papiere. Wir hatten nur noch zum Schluss eine Chance, nach Shanghai zu gehen. Und mein Vater hat es nicht erlaubt, hat gesagt: Was willst du mit zwei Kindern in Shanghai? Verhungern kannst du auch in Berlin. Es sind Menschen wie die Fliegen gestorben, weil sie alt waren und das Essen nicht genug. Ihr Aufenthalt in Theresienstadt Ich habe im Glimmer gearbeitet. Das ist ein Stein, den man zur Isolierung braucht – also Arbeit, die für den Krieg gebraucht wird. Ich habe acht oder zehn Stunden gearbeitet. Man hat ein Stück Brot bekommen alle paar Tage, ein bisschen Margarine und ein Tütchen Zucker, verfaulte Kartoffeln. Und dann hat man oft die Barracken von den alten Leuten sauber machen müssen. Aber man hat gelebt irgendwie. Das Ende ihrer Gefangenschaft Viele waren tot. Aber die Lebendigen sahen genauso aus wie die Toten. Und die haben uns alles erzählt, und da habe ich, haben wir erfahren, was Auschwitz war. Wir wussten es doch nicht. Das ist, wo ich mir gesagt habe: Ich werde meine Mutter und meinen Bruder nicht wiedersehen. Wir waren ja am 8. Mai befreit worden. Wir haben am Gitter gestanden Tag und Nacht, ohne rauszugehen. Man hat sich auch nicht getraut. Und man konnte sich aber auch nicht trennen. Ihr Appell an die Menschen Was mich so sehr bedrückt ist, wenn ich zu den jungen Menschen sage, mein Bruder war doch siebzehneinhalb. Mein Bruder hatte nicht die Chance gehabt, die Ihr habt. Alles ist wichtig gegen das Vergessen als Warnung für euch. Es gibt kein jüdisches, kein christliches, kein muslimisches Blut – es gibt nur menschliches Blut.

Embed-Funktion

https://schule.zdf.de/video/interview-mit-holocaust-ueberlebender-margot-friedlaender-creative-commons-clip-100

Wissensclips zur freien Nutzung für alle

Hier gibt es einen großen Fundus an kurzen Erklär-Videos aus Terra X und anderen Wissenschaftssendungen unter Creative Commons-Lizenz (Open Educational Resources, OER). Diese dürfen unter bestimmten Bedingungen weiter bearbeitet und verbreitet werden.

Was ist eine CC BY 4.0 Lizenz und wie können die Inhalte benutzt werden?

Mit der Lizenz „CC BY 4.0“ dürfen alle so gekennzeichneten-Clips bzw. Fotos verwendet, geändert und verbreitet werden. Bedingung ist dabei, dass Herkunft und Urheber der Clips genannt, Änderungen angegeben werden und das ursprüngliche Werk durch die Bearbeitung nicht entstellt wird. Zur Einhaltung der Lizenzbestimmungen und zur Wahrung der Urheberpersönlichkeitsrechte heißt das im Einzelnen:

  1. Die Urheber der genutzten Werke müssen genannt werden; sie stehen unter jedem Clip.
  2. Wenn Veränderungen vorgenommen werden, müssen diese angegeben werden. Zur Wahrung des Urheberpersönlichkeitsrechts darf das Werk vom Inhalt und der Form her nicht entstellt oder gar in seiner Aussage umgekehrt werden.
  3. Es ist zu vermeiden, dass durch die Angaben der Eindruck entsteht, dass die Aussage des neuen Werks oder der Nutzer vom Urheber bzw. ZDF unterstützt wird.
  4. Es muss bei der Nutzung des Clips ein Hinweis auf die Lizenzbestimmungen erfolgen (Link auf https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode.de). An der Stelle, wo der Clip verwendet wird, muss das CC-Icon „CC BY 4.0“ stehen. Die unwiderrufliche Lizenz endet mit Ablauf der gesetzlichen Schutzfristen oder vorzeitig, wenn die Lizenzbestimmungen nicht eingehalten werden.